Zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und familiärer Pflege haben Beschäftigte nach dem Pflegezeitgesetz und nach dem Familienpflegezeitgesetz unter bestimmten Voraussetzungen Ansprüche auf vollständige oder teilweise Freistellung von der Arbeit. Je nach Pflegesituation bestehen folgende Möglichkeiten:
Zehntägige Auszeit im Akutfall mit Lohnersatzleistung
Beschäftigte haben einen Anspruch auf Freistellung von der Arbeit bis zu zehn Tagen, wenn dies erforderlich ist, um für einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in einer akut aufgetretenen Pflegesituation eine bedarfsgerechte Pflege zu organisieren oder eine pflegerische Versorgung in dieser Zeit sicher zu stellen.
Für diesen Anspruch gilt:
Während der bis zu zehntägigen Auszeit wird auf Antrag Pflegeunterstützungsgeld als Lohnersatzleistung von der Pflegeversicherung des nahen Angehörigen gewährt.
Pflegezeit mit zinslosem Darlehen
Zur häuslichen Angehörigenpflege haben Beschäftigte einen Anspruch auf Pflegezeit, das heißt, sie haben einen Anspruch auf vollständige oder teilweise Freistellung von der Arbeit bis zu sechs Monaten, wenn sie einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegen.
Ein Anspruch auf vollständige oder teilweise Freistellung bis zu sechs Monaten besteht auch, wenn der Beschäftigte einen minderjährigen pflegedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher oder außerhäuslicher Umgebung betreut.
Zudem können sich Beschäftigte zur Begleitung eines nahen Angehörigen in der letzten Lebensphase bis zu drei Monaten vollständig oder teilweise von der Arbeit freistellen lassen.
Für diese Ansprüche gilt:
Zur besseren Bewältigung des Lebensunterhalts besteht für die Dauer der Freistellungen ein Anspruch des Beschäftigten auf ein zinsloses Darlehen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA). Das Darlehen hat der Beschäftigte schriftlich beim BAFzA zu beantragen. Es wird in monatlichen Raten gezahlt und soll den Entgeltverlust während der Freistellungen teilweise ausgleichen. Im Anschluss an die Freistellung ist es ebenfalls in monatlichen Raten zurück zu zahlen.
Familienpflegezeit mit zinslosem Darlehen
Bei länger dauernder Pflege kann der Beschäftigte Familienpflegezeit in Anspruch nehmen; das heißt, er hat das Recht, seine Arbeitszeit für bis zu 24 Monate auf wöchentlich mindestens 15 Stunden zu reduzieren, wenn er einen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher Umgebung pflegt.
Ein Anspruch auf Arbeitszeitreduzierung bis zu 24 Monaten auf wöchentlich mindestens 15 Stunden besteht auch, wenn der Beschäftigte einen minderjährigen pflegebedürftigen nahen Angehörigen in häuslicher oder außerhäuslicher Umgebung betreut.
Für diese Ansprüche gilt:
Zur besseren Bewältigung des Lebensunterhalts besteht für die Dauer der Arbeitszeitreduzierung ein Anspruch des Beschäftigten auf ein zinsloses Darlehen des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (vgl. hierzu Ausführungen zur Pflegezeit).
Für alle Ansprüche gilt:
Von der Ankündigung, höchstens jedoch zwölf Wochen vor dem angekündigten Beginn bis zur Beendigung der Freistellung besteht Kündigungsschutz.
Nahe Angehörige sind: Großeltern, Eltern, Schwiegereltern, Stiefeltern, Ehegatten, Lebenspartner, Partner einer eheähnlichen oder lebenspartnerschaftsähnlichen Gemeinschaft, Geschwister, Schwägerinnen und Schwäger, Kinder, Adoptiv- oder Pflegekinder sowie die Kinder, Adoptiv- oder Pflegekinder des Ehegatten oder Lebenspartners, Schwiegerkinder und Enkelkinder.
Pflegezeitgesetz, Familienpflegezeitgesetz
Arbeitgeber; Pflegekassen; Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben (BAFzA)
www.wege-zur-pflege.de/startseite.html
https://www.bafza.de/programme-und-foerderungen/familienpflegezeit/
www. Broschüre: Bessere Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf