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Das Konzentrationslager Dachau wurde am 22. März 1933 als erstes KZ der Nationalsozialisten eröffnet. Es war bekannt für seine strenge Disziplin, sowie die Durchführung von grausamen medizinischen Experimenten. Im Laufe der Jahre wurden dort abertausende Menschen, darunter Juden, Sinti und Roma, Homosexuelle, politisch Andersdenkende, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, gefoltert und ermordet.
Am 24. April 1945 begann der Todesmarsch, mit der Räumung der Außenlager des KZ Dachau rund um Landsberg, denn kein Häftling sollte in die Hände des Feindes gelangen. Die Häftlinge aus dem Lager Kaufering I kamen am 26. April in Dachau an, unter ihnen befanden sich Abba Naor und Zwi Katz, einige Stunden zuvor erreichten die Häftlinge des Außenlagers Utting mit Solly Ganor Dachau. Sie alle mussten auf dem Appellplatz warten, bis sie am Abend des 26. April zusammen mit den Dachauern gegen 21.30 Uhr das Lager in Marschblöcken verließen. So wurden rund zehntausend Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau und seinen Außenlagern in drei Todesmärschen überwiegend nachts von der Schutzstaffel (SS) in Richtung Alpen getrieben.
Lediglich in dünne Fetzen gekleidet und nur mit aufgrund des winterlichen Wetters vollgesogenen und somit schweren Wolldecken ausgestattet wurden sie von den SS-Wachleuten unter Kolbenhieben, Drohungen, einzelnen Hinrichtungen oder durch Attacken durch die Wachhunde immer weiter vorangetrieben.
Mit klobigen Holzpantinen an den Füßen, extrem erschöpft, unmenschlich ausgehungert und stark frierend erreichten am Abend des 1. Mai 1945 nur noch rund 2.700 Männer, Frauen und Jugendliche das Wäldchen zwischen Reichersbeuern und Waakirchen. Mehrere tausend Menschen überlebten die physischen Strapazen und Grausamkeiten der SS auf diesem Todesmarsch nicht.
An diesem Abend entdeckte eine Priestergruppe in den dunklen Schatten der Nacht die Kuppel des Kirchturms und bat ihren Bewacher, er möge sie noch dort hinaufführen. Um halb 11 Uhr treffen im Pfarrhof 28 aus dem KZ Dachau entlassene Geistliche, zwei Theologen, zwei katholische Laien und drei Knaben ein und werden zunächst in der Kirche untergebracht. Sie werden von einem SS-Offizier beim Pfarrer Georg Hunklinger offiziell entlassen. Von den Priestern erfuhr Pfarrer Hunklinger, dass draußen einen Kilometer vor dem Dorf ca. 2700 Häftlinge, der Rest des "Todesmarsches" aus Dachau, im Schopfloch liegen.
Die SS zog sich in der Nacht auf den 2. Mai 1945 aufgrund der vorrückenden US-Armee in Richtung Tegernsee zurück und überließ die Häftlinge ihrem Schicksal.
Gegen 10 Uhr des 2. Mai 1945 wurden die Häftlinge in Waakirchen von den anrückenden US-amerikanischen Truppen des 522nd Field Artillery Bataillons* befreit und durch diese, den Waakirchner Bürgern sowie dem Pfarrer versorgt.
Nach drei Tagen wurden die ehemaligen Häftlinge u. a. nach Bad Tölz in die damalige SS-Junkerschule (später Flintkaserne der US Army, heute Flinthöhe) gebracht und von dort aus auch in das Displaced-Persons-Lager in Föhrenwald (heute Wolfratshausen-Waldram) verteilt. Einige der befreiten Priester gingen bald weg, andere blieben bis Pfingsten und ein ostpreußischer Priester übernahm über einen längeren Zeitraum die Filiale Schaftlach. Unter anderem blieben auch einige der Häftlinge hier und bauten sich in der Gemeinde Waakirchen ein Leben auf.
*522nd Field Artillery Bataillon:
Nach dem Angriff auf Pearl Harbor 1941 wurden viele dieser sog. Nisei (japanisch-stämmige Amerikaner) sowie ihre Familien von den US-Amerikanern in Internierungslager deportiert. Trotz der Diskriminierung meldeten sich viele Nisei freiwillig in den USA zum Militär, was zur Gründung der 442nd Regimental Combat Team (RCT) führte, einer Einheit bestehend aus Nisei, die eine entscheidende Rolle im Zweiten Weltkrieg spielte. Die 442nd (und die ihr untergliederte 522nd Field Artillery Bataillon) kämpfte besonders in Europa und wurde für ihre Tapferkeit und ihren Einsatz bekannt, wobei sie eine der am höchsten dekorierten Einheiten der US-Armee war. Ihre Bedeutung liegt in der paradoxerweise zugleich gelebten Loyalität und dem Widerstand gegen rassistische Vorurteile, die sie sowohl im Militär als auch in der Gesellschaft durchbrachen. Den Angehörigen des 522nd Field Artillery Bataillons wird seit 2025 für ihre Rolle bei der Befreiung des Todesmarsches des KZ Dachau am 2. Mai 1945 mit einem Denkmal direkt neben dem Mahnmal für die Opfer des Todesmarsches gedacht.
Mahnmale wie dieses hier zwischen Reichersbeuern und Waakirchen erinnern an die Opfer in ganz Oberbayern und wurden von 1989 bis 2001 von dem Künstler Hubertus von Pilgrim an 22 Stellen des Todesmarsches errichtet.